In vielen Partnerschaften erleben Menschen, dass der Partner bzw. die Partnerin nicht alle Bedürfnisse erfüllen kann oder möchte. Wenn es dabei um Sexualität geht, kommen häufig Konzepte der „offenen“ Beziehung ins Spiel.
Offene Beziehungen öffnen die (vorherige) Exklusivität in der Partnerschaft nur für Teilbereiche, häufig eben den Sex. Man lebt potenziell Promiskuität aus. Offene Beziehungen sind nicht per se mit polyamoren Beziehungen zu verwechseln.
Offene Beziehungen haben einen Teil der Partnerschaft aus der Exklusivität enthoben und für andere Menschen geöffnet. Dabei handelt es sich im Allgemeinen um die Sexualität. Beide Beziehungspartner dürfen mit anderen Menschen in der Regel allein, manchmal auch nur gemeinsam Sex haben (Dreier, Swinger etc.). Das spezielle Verhalten unterliegt individuellen Absprachen und Vereinbarungen. Diese müssen eingehalten oder einvernehmlich modifiziert werden, damit eine offene Beziehung wirklich funktionieren kann. Vielfach sind gemeinsame Bekannte tabu, oder nur eine gewisse Zeit oder Tiefe der Nähe erlaubt.
In offenen Beziehungen ist das Fremdgehen im Idealfall kein Grund für Streit oder Trennung. Eifersucht gibt es natürlich dennoch häufig, weshalb Vereinbarungen und Vertrauen für das Funktionieren einer offenen Beziehung wesentlich sind.
Viele Menschen erleben unter der zunehmenden Individualisierung und den immer breiteren Spektrum der gesellschaftlichen Akzeptanz von sexueller Offenheit und Variabilität ein Bedürfnis, Intimität nicht dauerhaft nur mit einer person zu teilen. Nicht nur Menschen in ihren Zwanzigern leben offene Beziehungen. Mein Therapiealltag zeigt seit Jahren ein gesteigertes Bedürfnis danach auch bei gesellschaftlich diesbezüglich ganz unverfänglich und unauffällig scheinenden Gesellschaftsschichten allen Alters
Jedoch gilt zu beachten, dass eine potentielle Offenheit für mehrere Partner*innen nicht mit einer verdeckten Suche nach einem anderen festen oder nächstem Beziehungsmenschen verwechselt wird. Wenn die Beziehung nur selten wirklich die Stabilität aufweist, die es benötigt, um eine offene Beziehung längerfristig zu leben, kann man eher von einer Orientierungsphase sprechen, als von einer Offenen Beziehung, die eine gewisse Festigkeit und Stabilität als Grundlage benötigt, um zu funktionieren. In der Regel ist diese praktizierte Form von frischen Beziehungen, die von Anfang an „offen“ sind, nur eine Orientierungsphase, in welcher die jeweilige Partnerschaft erst getestet wird, sich aber noch die Option offen gehalten wird, jemand passenderen zu treffen. Wirklich stabile offene Beziehungen leben von Vertrauen und Verbindung oder schlichtweg von Zweckmäßigkeit.
Offene Beziehungen unterscheiden sich jedoch von polyamoren Beziehungen. In ersteren wird häufig (nicht immer) aktiv auch nach unverbindlichen Kontakten gesucht, während bei letzteren oft keine aktive Suche, aber eben eine Offenheit für authentische, wahrhaftige Begegnung, einer Aufgeschlossenheit gegenüber der Entwicklung von tieferen Gefühlen und dem Leben von parallelen Beziehungen und sogar mehreren Partnerschaften besteht.
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