Dr. Rouven Schneider | Leipzig
Paartherapie & Beziehungsentfaltung

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Bild: Paartherapie Paarcoaching Eheberatung Leipzig

Kulturwandel in Beziehungen


Kultur ist Teil von Natur

Genau wie in der Biologie unterliegt menschliche Kultur der Evolution. Jedoch liegen hier andere Parameter und Bedingungen zu Grunde. „Kultur“ ist laut Definition im Gegensatz zu „Natur“ zu verstehen, was tatsächlich nur bedingt stimmt, da „natürliche“ Verhaltensweisen des Menschen vor allem aus dem Unterbewusstsein zur Bildung von Kultur führen. Kultur ist also nichts, was völlig frei und unabhängig von Natur konstruiert wird, sondern ein Produkt aus

1. absichtlich herbeigeführten Arrangements,

2. bewussten und

3. unbewussten Antrieben für diese und

4. Haltungen und Auffassungen, die wir als selbstverständlich ansehen.

Der Mensch hat ein animalische Erbe und ist nicht abgetrennt von Instinkten

Traumabewusste und nervensystemorientierte Paartherapie muss als Grundlage ein Bewusstsein dafür haben, dass der Mensch zunächst viel weniger frei in seinem Handeln ist, als er sich das wünscht, es empfunden wird und als postmoderne Ansätze dies suggerieren. Der Mensch ist aus dem Tierreich erwachsen und von seinem Wesen, seinem Nervensystem und seiner Physiologie kein getrennter Teil von Natur.

Er hat aber die geistige Kapazität, sich seines instinktiven bzw. reaktiven Handelns und seiner zunächst unbewussten Antriebe bewusst zu werden, was dann erst letztlich eigenverantwortliches „bewusstes“ Handeln ermöglicht.

Bedürfniswandel führt zu Kulturwandel

Die Haltungen und Auffassungen, dass der Mensch sich als souverän in seiner Kultur empfindet, unterliegen zu einem hohen Maße Gewohnheiten, während sich jedoch über die Lebensbedingungen des Menschen seine Bedürfnisse ändern. So kommt es, dass gewisse Lebensumstände innerhalb der Kultur (z.B. Umgang miteinander, Verhältnis zu Natur, Arbeitsbedingungen, aber eben auch Beziehungen und Partnerschaften etc.) irgendwann nicht mehr als „stimmig“ empfunden werden. Letztlich entsprechen sie nicht mehr (ganz) unseren Bedürfnissen. Immer wenn dies auf breiterer Ebene passiert sprechen wir von einem Kulturwandel.

Aufgrund unserer stetig steigenden Individualisierung in der westlichen Zivilisation erwacht seit Jahrzehnten auch ein Druck, individuelle Bedürfnisse in sämtlichen Lebensbereichen stärker auszuleben. Dies betrifft alle Bereiche des Lebens (Arbeit, Freizeit, Erziehung, Ernährung, Umweltschutz, aber eben auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und Partnerschaften).

Dieser Trend zu Individualisierung ist nicht egoistisch sondern begrüßenswert, wenn er verantwortungsvoll koordiniert und mit Bewusstheit begleitet wird. Die wenigsten Menschen sind sich aber über diesen Wandel bewusst. Sie nehmen nur zunehmenden Frust und ein Gefühl von Unstimmigkeit wahr. Und versuchen dann mit den gegebenen Mitteln möglichst schnell wieder ein Gefühl von Stimmigkeit zu erzeugen. Dabei stehen dann aber Lebensumstände, Glaubenssätze, widerstrebende Bedürfnisse, Vereinbarungen, Religion und viele andere kulturelle und persönliche Aspekte dem Herbeiführen von Stimmigkeit im Wege.

Berücksichtigung von Bedürfniswandel in der Paartherapie

In einer traumainfomierten Beziehung ist man sich der Tatsache, dass Menschen ihren Antrieb aus letztlich animalischen Impulsen und Bedürfnissen generieren, sowie der Veränderbarkeit von Bedürfnissen bewusst und versucht, nicht mehr einen konstruierten Status herbeizuführen, welcher früher oder später durch innere und/oder äußere Belastungen herausgefordert wird, sondern vielmehr ein Gespür dafür zu entwickeln, was es immer wieder für Stimmigkeit in der Beziehung braucht und wie dies verantwortungsvoll ausgelebt werden kann.

Im Feld von Partnerschaften und Beziehungen ist es meine Aufgabe, Menschen dafür zu sensibilisieren und sie dabei zu begleiten, verantwortungsvoll die Erfüllung ihrer (partnerschaftlichen) Bedürfnisse herbeizuführen. Hier muss besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass das steigende Bedürfnis nach Individualisierung nicht zu Isolierung führt, was eine weit verbreitete Standardreaktion zu sein scheint. Wir haben es in unserer Kultur nicht gelernt, mit eigenen Bedürfnissen in Beziehung zu gehen, sondern viele Menschen sind der Meinung, dass sie große Kompromisse machen müssten, um in Verbindung zu sein bzw. in Umkehrschluss, dass sie keine engen Verbindungen eingehen können, ohne sich selbst zu vernachlässigen.


Wenn du dir Unterstützung wünschst, deine Bedürfnisse näher zu erforschen und sie in Einklang mit deiner Partnerschaft und dem Rest deines Lebens zu bringen, findest du hier weitere Informationen.


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Dr. rer. nat. Rouven Schneider
Kulturanthropologe & Paartherapeut
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